Was ist mit Yoga gemeint? 

1. Yoga - Einheit von zwei Dingen

Sanskrit-Wurzel "Yuj" - Einheit, vereinen 

Wenn mit Yoga eine Einheit gemeint ist, stellt sich die Frage: Was gilt es zu vereinen? Mindestens zwei Dinge werden benötigt. 

Um eine Einheit bilden zu können, sollten die beiden Prinzipien zueinander passen  bzw. eine Gemeinsamkeit haben, sozusagen "kompatibel" sein. 

Welche Aktivität muss stattfinden, damit beide Aspekte vereint werden können? Entweder sollten sich beide aufeinander zubewegen oder der eine bewegt sich auf den anderen zu. 

Was ist das Resultat dieser Einheit? Welches Ziel wird damit verfolgt? 

Hatha-Yoga

Vereinigung von "ha" & "tha" Sonne & Mond / "prana" & "apana" Einatmung & Ausatmung.     Im Hatha-Yoga geht es darum, die beiden Funktionen "prana" & "apana" der Lebenskraft PRANA zu vereinen. Dafür werden Pranayama-Techniken kombiniert mit Mudras praktiziert. Erzielt wird damit, dass sich prana & apana aufeinander zu bewegen, sich verbinden und sich schließlich mit der universellen Energie (jagat prana) vereinigen. Die Asanas dienen dazu, um den Körper fit und gesund zu halten, damit möglichst keine Ablenkung durch den Körper stattfindet. Auch richten die Asanas die Wirbelsäule auf, um gut in der Meditation sitzen zu können. 

Kundalini-Yoga

Vereinigung von "Siva" & "Sakti". Die Kundalini-Sakti sitzt im unteren Teil des Körpers, am Ende des susumna (Wirbelsäulenkanal), Siva sitzt im hinteren Teil des Kopfes, auf Höhe des dritten Auges (zwischen den Augenbrauen). Die Kundalini-Sakti bewegt sich von unten durch den Wirbelsäulenkanal bis nach oben zu Siva, dort vereinigen sich beide. Es entsteht dabei eine immense Glückseligkeit. 

Bhakti-Yoga 

Bhakti-Yoga ist in Indien sehr wichtig und weit verbreitet. Es gibt in Indien mehr Bhakti-Yogis als Hatha-Yogis. Im Bhakti-Yoga wird die Vereinigung von Jivatma (der individuellen Seele) & Paramatma (der göttlichen Seele) angestrebt, die letztlich zur Befreiung von der Wiederholung von Geburt & Tod führt. 

 

2. Bedeutung von Yoga im Raja-Yoga 

Eine andere Bedeutung von Yoga gilt im Raja-Yoga: Hier ist die Rede von "Licht auf etwas werfen", um es sehen und erkennen zu können. Mit "etwas" ist unser unsterblicher Kern, unser unsterbliches Selbst, unser "wahres Ich" gemeint. Patanjalis Yogasutra wird Raja-Yoga genannt. "Raja" bedeutet König. Man könnte sagen, der Königsweg des Yoga. Im Yogasutra erklärt Patanjali den Raja Yoga. Drei verschiedene Mittel und zugleich Stadien des Raja-Yogas sind Samadhi-Yoga, Kriya-Yoga und Ashtanga-Yoga. 

Das Ziel ist: Absolute Stille im Geist "yogáscittavrttinirodhah", der Zustand des Yoga ist samadhi, eine tiefe Konzentration 

"citta" - Unser Denkapparat, dazu gehören der Geist (manas), das Gehirn, der Intellekt (buddhi), das Ego (ahamkara), Erinnerung 

"vrtti" - Aktivität (des Denkens)

Über unsere Sinnesorgane gelangen die Eindrücke über Objekte von der äußeren Welt in unser Gehirn. Hier werden sie mit unseren Erinnerungen, Prägungen und Emotionen verknüpft und vermischt und daraus wird ein Bild für uns geformt. Gleichzeitig nehmen wir unser Fühlen war, wie wir uns in diesem Moment fühlen. All dies formt gemeinsam für uns den Moment und wir sehen die Objekte nicht per se so wie sie sind. Wenn wir durch das Praktizieren von Yoga soweit fortgeschritten sind, dass diese Aktivitäten (vrttis) zu einem Stillstand kommen, dann sehen wir die Dinge wie sie sind. Wenn wir durch die Praxis von Yoga die Transformation unseres Geistes mit Hilfe unseres Intellektes erreichen und unser wahres Selbst sehen und erfahren können, kommen die Geistesbewegungen von selbst zur Ruhe. 

Dann ist der Zustand des Yoga erreicht "yogáscittavrttinirodhah". Yoga erzielt eine Veränderung im Geist.